Ungarnaustausch der sechsten Klassen

 

 

Besuch in Budapest:  17.04.2023 - 24.04.2023

 

Gegenbesuch in Miesbach: 02.05.2023 - 09.05.2023

 

 

 

Auch in diesem Schuljahr kam der beliebte Schüleraustausch mit der bilingualen Zuglói Hajós Alfréd Általános Schule in Budapest zustande!

 

Der Ungarnaustausch, der in der sechsten Jahrgangsstufe durchgeführt wird, kann auf eine lange Tradition zurückblicken! So besteht dieser seit dem Schuljahr 2005/2006, also seit mittlerweile zehn Jahren!

Der Aufenthalt in Budapest und auch der Gegenbesuch in Miesbach werden von allen Beteiligten stets als eine sehr schöne und gewinnbringende Erfahrung bewertet. Denn in dieser Zeit trifft man viele interessante Menschen, schließt (langjährige) Freundschaften und lernt eine neue Kultur kennen. Diese positiven Erlebnisse stellen sozusagen die Blätter des „Austausch-Baumes“ dar. Der starke Wurzelstock besteht hingegen aus unseren beiden Schulen. Da unser Schulsystem und -leben wohl ausreichend bekannt sein dürfte, soll im Folgenden nun die ungarische „Wurzelseite“ am Beispiel unserer Partnerschule näher betrachtet werden:

In Ungarn muss jedes Kind bis zum 16. Lebensjahr die Schule besuchen. So beginnt der Ernst des Lebens zunächst mit dem Besuch der achtjährigen Grundschule, der Allgemeinen Schule (általános iskola). Diese ist in eine Unterstufe (Klasse 1-4), welche unserer Grundschule entspricht, und in eine Oberstufe (Klasse 5-8), die mit der deutschen Mittelstufe gleichzusetzen ist, gegliedert. Nach Beendigung dieser Allgemeinen Schule (also auch der Alfréd Hajós Schule) besuchen die Jugendlichen für zwei Jahre eine Berufsmittelschule bzw. eine Fachschule und werden dort auf ihren späteren Beruf vorbereitet. Darüber hinaus gibt es aber auch die Option auf das Gymnasium zu wechseln. Diese Möglichkeit besteht nach der vierten, sechsten oder der achten Klasse. Dort können die Schüler ihr Abitur ablegen und so die Voraussetzung für den Zugang zu weiterführenden Hochschulen erhalten.

Aber nur so viel zum ungarischen Schulsystem! Wie sieht denn nun konkret das Schulleben in der Alfréd Hajós Schule aus?!

Auch für die ungarischen Kinder beginnt hier der Unterricht morgens um 8:00. Da jedoch zwischen jeder Unterrichtsstunde 10 bis 15 Minuten Pause ist, verlängert sich der Schultag ein wenig und endet erst um 14:00. Nach der Mittagspause, in der die Schüler ihre Brotzeit essen, sich etwas am Kiosk kaufen oder sich aus der Apfelkiste, die täglich kostenlos von einem Bauern zur Verfügung gestellt wird, bedienen, beginnt der verpflichtende Wahlunterricht. Hierbei gibt es verschiedene Wahlmöglichkeiten, wie Volleyball, Handball, Schach oder Malen.

Die Alfréd Hajós Schule ist seit 1989 eine bilinguale Schule. Das heißt, dass die Schüler in zwei Sprachen (Ungarisch und Deutsch) unterrichtet werden. Die Kinder lernen also nicht nur als Fremdsprache Deutsch, sondern erhalten Unterricht in insgesamt zehn deutschsprachigen Fächern (u.a. Naturkunde, Geschichte, deutsche Literatur). Der Abschluss von den Lerneinheiten sind drei angesagte Proben pro Halbjahr, die mit unseren Schulaufgaben vergleichbar sind. Die Bewertung erfolgt ebenfalls in Ziffernnoten. In Ungarn ist allerdings die Note 5 das beste und die Note 1 das schlechteste Resultat.

Innerhalb der sechsten und der achten Jahrgangsstufe stehen die Kinder zudem vor einer besonderen Herausforderung. Sie müssen eine vom Bildungszentrum in Köln gestellte Prüfung mit mehreren Schwerpunkten auf Deutsch ablegen. So wird von den „Kleinen“ beispielsweise verlangt, dass sie einen persönlichen Brief schreiben und über ihre Hobbies, Sehenswürdigkeiten in Budapest oder ungarische Landschaften referieren. Die „Großen“ hingegen verfassen einen stellungnehmenden Leserbrief und müssen einen Powerpoint-Vortrag zu einem bestimmten Thema (z.B. ungarische Erfinder) halten. Nach dem erfolgreichen Bestehen der achten Jahrgangsstufe erhalten die Schüler dann ein Zertifikat, das ihre erlangten Sprachkenntnisse (Niveaustufe B1 → Fortgeschrittene Sprachverwendung) nachweist.   

Diese ganzen Anforderungen, welche an die Kinder gestellt werden, setzen natürlich voraus, dass sie die deutsche Sprache gut beherrschen. Dafür wird viel gelernt und die Schüler besuchen sogar Ferienlager, in denen sie sich auf Deutsch mit einem bestimmten Sachthema auseinandersetzen. In diesem Jahr konnten die Sechstklässler beispielsweise in den Frühlingsferien an einem Mittelalter-Ferienlager, das von der Klassenlehrerin geleitet wurde, teilnehmen. Eine weitere sehr beliebte Möglichkeit zur Verbesserung der deutschen Sprache und zum Kennenlernen der deutschen Kultur stellt natürlich der Schüleraustausch mit Miesbach dar. Die ungarischen Schüler bewerben sich jedes Jahr in großer Zahl, um einen Austauschplatz zu ergattern. Da der Andrang so groß ist, muss sich die Schulleitung rund um die Direktorin Márta Koósné auf eine kleine Reisegruppe beschränken. Ob ein Kind mitfahren darf, hängt vor allem von seinen Deutschkenntnissen, allgemeinen Noten, seinem Verhalten und Engagement in der Schule ab. Dies zeigt gut, dass es ein wirkliches Privileg ist, an dem Programm teilzunehmen!

Der Ungarnaustausch wurde zuvor bereits mit einem Baum verglichen! Während die Wurzeln, die fest in der Erde sind, unsere beiden Schulen darstellen, versinnbildlichen der Stamm, die Äste und die Zweige unsere Sechstklässler, die Eltern und die Schulfamilie. Auch die Blätter, welche die vielfältigen positiven Erlebnisse repräsentieren, wurden bereits genannt.

Nun gilt es, den Baum weiter wachsen und gedeihen zu lassen! Dies gelingt aber nur, wenn der Austausch auch im nächsten Jahr (und den darauffolgenden Jahren) wieder gerne angenommen wird und wir mit vielen abenteuerlustigen und wissbegierigen Sechstklässlern die Reise nach Budapest antreten können!